Indische Currys: Fine-Dining
Indische Currys: Fine-Dining
Ein gutes Indisches Curry kann mit Fug und Recht als Meisterwerk der Kochkunst bezeichnet werden: Komplexe Aromen und Geschmacksbilder werden Dank jahrtausendealter kulinarischer Weiterentwicklung perfekt orchestriert. Auch in Europa gibt es Chancen, delikateste indische Currys zu genießen, teilweise auch neu interpretiert.
Großbritannien zählt außerhalb Indiens vermutlich zu den besten Orten der Welt, um die Indische Küche kennenzulernen. Fast zwei Millionen Inder bzw. Bürger mit indischen Wurzeln leben hier. Bereits zu britischen Kolonialzeiten brachten die Einwanderer vom Subkontinent nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Kultur und Kochkunst mit auf die Insel, die heute mehr als 14.000 Restaurants mit eindeutigem Bezug zur Indischen Küche beheimatet. Viele dieser Restaurants repräsentieren authentisch die Indian Cuisine oder eine ihrer zahlreichen regionalen Küchen, teilweise sogar auf Sterneniveau. An der Themse zählt man inzwischen sechs indische Gourmettempel, die 2019 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurden. Bei ausnahmslos allen finden sich Currys auf den Speisekarten.
Im Veeraswamy als dem ältesten indischen Restaurant Londons wird Lamm-Curry mit Blattgold serviert oder auch ein Gulab Jamun Curry mit frittierten und in Zuckersirup aromatisierten Khoa-Teigbällchen (Khoa: Milchprodukt der Indischen Küche, besteht entweder aus getrockneter Vollmilch oder aus Milch, die durch Erhitzen in einer offenen Eisenpfanne eingedickt wurde). Vorwiegend westindische Curry-Highlights stehen im Gymkhana auf der Karte. Als Kostprobe könnte ein Goanisches Vindaloo-Curry mit Hähnchenbrust geordert werden. Das Hähnchen wird ganz nach portugiesisch-kolonialistischer Tradition in Wein, Knoblauch und Gewürzen mariniert. Eher dem Osten Indiens zuzuschreiben ist das Indisch-Burmesische Masala-Kokosnuss-Curry mit Hähnchen & Garnele.
Das Trishna beschreibt der Guide Michelin als bewusst schlichtes und modernes indisches Restaurant, das von der Südwestküste Indiens beeinflusst ist. Auch hier dürfen Currys, wie z.B. ein Hyderabad Curry mit Kofta, Safran, Cashewnüssen, Kardamom und Panir oder ein Manga-Curry mit Hechtfilet, roher Mango und Malabar-Tamarinde nicht fehlen. Überraschend europäisch kommt das bengalisch-würzige Fisch-Curry mit Kabeljaufilet, Senföl und Kartoffeln daher. Hier deutet sich eine Verschmelzung indischer Kochkultur mit der britischen bzw. europäischen Tradition an. Das Benares, ebenfalls mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, verfolgt diesen Weg noch moderner und konsequenter. Die Philosophie: Eine Kombination typisch-britischer Zutaten für ein einzigartig-innovatives indisches Menü. Beispiel gefällig? Das Bio-Dinkel-Kedgeree mit einem Trio aus Pilzen, Grünkohl und Trüffelöl-Garnitur.
Während in der britischen Hauptstadt die vielleicht besten Currys der Welt kredenzt werden, gibt es in ganz Indien kein einziges Restaurant mit indischer Sterne-Küche. Der Grund: Für den Subkontinent gibt es noch keinen Guide Michelin. Anders als in Thailand: In Bangkok schafft es der Küchenchef Gaggan Anand mit seinem zweifach besternten indischen Restaurant Gaggan seit vier Jahren unter die 50 besten Restaurants der Welt (2019: Platz 4). Seine Philosophie der Übersetzung der indischen Küche mit Methoden des Fine Dining machte das Gaggan zu dem einzigen indischen Restaurant bisher, das es auf diese Liste schaffte. Auch Anand interpretiert indische Currys gerne neu, wie er in diesem Video für ein Russisches Curry mit weiblicher Königskrabbe, Hering, Kaviar und gedämpfter Gerste zeigt.
Hervorragende Indische Küche gibt es natürlich auch in Deutschland, davon konnten wir uns in Frankfurt bei EatDOORI selbst überzeugen. Spannende Einblicke in die Küche und sogar in den Tandoori-Ofen des Restaurants gibt es im Ortstermin:
1. Indische Currys: Würzige Wunderwelt 2. Indische Currys: Fine-Dining 3. Ortstermin eatDOORI