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Deutschland, einig Currywurstland

23. Juli 2019 Food-Know-how: Die Currywurst - eine Erfolgsgeschichte

Deutschland, einig Currywurstland

Mythos, Legende, Kultobjekt, Ikone, Phänomen – Deutschlands Fast-Food-Klassiker Nummer eins hat sich jedes dieser Prädikate redlich verdient: Die Currywurst. In diesem Jahr feiert sie ihren 70. Geburtstag. Das wollen wir würdigen.

Zwar hat alles ein Ende, nur die Wurst hat zwei, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Letzteres scheint für die Popularität der Currywurst zu gelten, die hierzulande vermutlich niemals ein Ende nehmen wird. Selbst die wachsende Fast-Food-Konkurrenz durch Döner, Burger oder fleischlose Snacks kann ihr nichts anhaben. Nach wie vor ist sie die fleischgewordene Lebensversicherung tausender Kioskbesitzer oder auch Allzweckwaffe in der Betriebsgastronomie. Gibt es Currywurst, ist die Kantine voll. Seit nun mehr 27 Jahren führt die deutsche Erfindung das jährliche Apetito-Ranking an.

Erfunden wurde die C-Wurst übrigens in Berlin! … Nein, im Ruhrpott! … Oder doch in Hamburg?! Diese Diskussion wird vermutlich auch niemals enden. Als Geburtsort der Currywurst wird mittlerweile Berlin akzeptiert, widerwillig auch in Teilen des Potts und der Hansestadt. Ihre Erfinderin im Jahr 1949: Herta Heuwer.

Wirklich erfolgreich wurde die Currywurst allerdings erst, nachdem Heuwer ihre Saucenrezeptur Anfang der 50er Jahre unter Mithilfe des Unternehmers Frank Friedrich überarbeitete. Von da an nahm der Currywurst-Siegeszug richtig Fahrt auf. Selbst in bereits von anderen Würsten besetzten deutschen Regionen wie Thüringen (Rostbratwurst), Hessen (Frankfurter) und sogar Bayern (Weißwurst) konnte der saucengetränkte Eindringling sich etablieren. Heute ist die Currywurst ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: Mehr als 800 Millionen Mal pro Jahr wird sie in Deutschland verzehrt. Auf unsere Bevölkerung umgerechnet sind das fast zehn Currywürste pro Person. Deutlich höher liegt der Schnitt in Berlin, wo jährlich 70 Millionen mit oder ohne Pelle konsumiert werden, aber nicht nur von Einheimischen:

Besonders die Berliner Currywurst hat sich internationalen Ruhm erarbeitet. 13,5 Millionen Gäste begrüßt die Bundeshauptstadt jährlich, darunter unzählige Touristen z.B. aus Japan oder China, die unbedingt das kulinarische Markenzeichen der Stadt probieren möchten. Schon seit Jahrzehnten geht das so, weshalb es nicht verwundert, dass die Currywurst auch immer häufiger im Ausland anzutreffen ist. Vornehmlich begrüßt sie die deutschen Urlauber natürlich an ihren Lieblingsorten, aber auch exotischere Destinationen unterstreichen die Begeisterung für deutsche Currywurst. Ein kleiner Auszug aus der länger und länger werdenden Liste: Tokio (Japan), Kaohsiung (Taiwan), Dschidda (Saudi-Arabien), Dubai (VAE), Istanbul (Türkei), New York (USA), Los Angeles (USA), Moskau (Russland), Windhoek (Namibia), Sydney (Australien), Sao Paulo (Brasilien), Buenos Aires (Argentinien), Mallorca (Spanien), Paris (Frankreich), London (Großbritannien) …

Wohl kaum ein Gericht beschäftigt auch die Kultur mehr, als die Currywurst: Herbert Grönemeyer besang sie im gleichnamigen Lied, ein Bestseller über ihre Entdeckung wurde geschrieben, ein Currywurstknigge verfasst. Von Currywurst überzeugte Zungen behaupten sogar, Alt-Kanzler Schröder wurde 2002 wiedergewählt, weil er sich im Wahlkampf zu seinem Leibgericht bekannte, als er sich vor einer Bude mit Currywurst/Pommes Schranke ablichten ließ und damit Volksnähe demonstrierte. Starköche wie Tim Mälzer oder Frank Rosin veröffentlichten ihre eigenen Currywurstrezepte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde der einstige Straßensnack in den kulinarischen Olymp aufgenommen. So wird die Currywurst u.a. im Berliner Luxushotel Adlon serviert (Foto), dann selbstverständlich mit Champagner. Mit dem 4. September gibt es einen Currywurst-Feiertag. Jährlich seit 2007 wird in Neuwied ein dreitägiges Currywurst-Festival veranstaltet. Tatort-Kommissare aus dem Ruhrgebiet und Köln verspeisen sie seit Jahrzehnten. In diesem Zusammenhang darf das Synonym Schimanski-Schale nicht fehlen.

Soll es die Extra(-Curry)wurst sein, bietet die Sauce den größten Spielraum für eine persönliche Note: Fruchtig, rauchig-scharf oder …detox? Lesen Sie alles zur Saucen-Inspiration, im nächsten Artikel.